DIE WETTERANOMALIE & DER VERSCHWUNDENE WALD
Am Abend des 24. Juli 2023 wurde Wilkendorf von einem Extremwetterereignis heimgesucht, dem viele tausend Bäume in der Umgebung zum Opfer fielen. Die Bilder „Baumseelen“ sollen an die verlorenen Bäume durch das Unwetter erinnern.



















Der Deutsche Wetterdienst schrieb zu dem Ereignis Folgendes: „Es handelte sich dabei um eine sogenannte „Fallböe“. Eine Fallböe kann im Abwindbereich von kräftigen Gewittern entstehen. Fallböen entstehen, wenn kalte Luft in einem Gewitter nach unten fällt, auf den Boden trifft und sich dort in linearer Richtung ausbreitet. Dabei können im Extremfall Windgeschwindigkeiten von mehr als 200 km/h erreicht werden. Somit können Fallböen durchaus so stark werden, wie Tornados.“
Diese Beschreibung ist jedoch unvollständig. Im Erleben bot sich dies: Eine gewaltige Wand aus eisigem Regen und Hagelkörnern groß wie Tischtennisbällen schob sich von extremem Sturm begleitet wie eine Walze von Nordwesten her durch den Wald, warf Bäume wild hin und her und knickte sie wie dünne Streichhölzchen ab. Der Hagel trommelte mit der beängstigenden Wucht von Millionen Geschossen herab. Das Unwetter hinterließ innerhalb nur weniger Minuten eine Hölle aus gestorbenen Bäumen und Tieren. Überall lagen tote Vögel, alles war bedeckt von Laubbergen und Hagelkörnern. Die beiden Zufahrtsstraßen wurden unpassierbar.
Es bot sich ein sehr trauriges Bild. Nachts wateten wir durch den Fluss, der sich auf dem Weg vorm Haus gebildet hatte und erahnten nur schemenhaft das Ausmaß der Katastrophe in der tropisch feuchten Dunkelheit. Nur Tropfen waren zu hören, sonst gab es kaum ein Geräusch. Nachbarn begannen später in der Nacht, mit Kettensägen Wege frei zu räumen. Auch am nächsten Morgen war es sehr still, es gab kaum Vogelstimmen. Keinen Wind, nichts. Die ganze Umgebung wirkte wie traumatisiert.
Wir fegten schubkarrenweise Hagelkörner weg und rechten die zentimeterhohe Laubschicht im Hof zusammen, begruben tote Singvögel, reparierten Dächer.
Im Dorfkern sind dem Unwetter fast alle der schönen alten, knorrigen Alleebäume zum Opfer gefallen. Auf jedem Grundstück lagen umgestürzte Bäume. Auch hier am Nordweg 5 sind dem Unwetter innerhalb weniger Minuten 16 große alte Birken, Kiefern und eine wunderschöne Küstentanne erlegen.
In den Monaten nach dem Ereignis bis in den Winter hinein schoben sich unermüdlich Harvestermaschinen von früh bis spät durch den Wald und zerlegten alles. Auch die standhaften Bäume hatten durch den Hagel so starken Schaden genommen, dass auch diese zum Großteil gefällt werden mussten.
So kommt es, dass Wilkendorf nun nicht mehr von einem schönen, dunklen Wald umgeben ist, sondern dass es plötzlich sehr hell ist. Es gibt nun Sonnenuntergänge im Westen, die vorher verborgen waren. Oft ziehen Nebel durch die verbliebenen Baumreihen und fangen das Licht auf seltsame Weise ein. Die Vögel sind zurück….
Ob der Wald aufgeforstet wird? Wieviele Jahre wird es dauern, bis wieder ein neuer Wald entsteht?
Die Bilder „Baumseelen“ sollen an die verlorenen Bäume durch das Unwetter vom 24.7.2023 erinnern.